Borreliose – tückische Erkrankung
mit vielen Gesichtern und Masken
Wanderröte ist charakteristisches Frühzeichen der Borreliose

Chronische Erschöpfung, schmerzende Gelenke oder auch Schwindel können neben vielen anderen Symptomen Anzeichen dafür sein, dass Sie unter einer Borreliose leiden. Die Lyme-Borreliose (Lyme-Krankheit, Lyme Disease) bezeichnet eine Erkrankung, die durch eine Infektion mit Bakterien der Art "Borrelia burgdorferi, afzelii, garinii, sensu strictu, miyamotoi" ausgelöst wird. Krankheitsverlauf und Symptome gestalten sich bei Erkrankten sehr unterschiedlich.

Borrelien sind spiralförmige Bakterien, die Anfang der 1980er Jahre entdeckt wurden. In Europa sind inzwischen mindestens fünf humanpathogene Borrelia-burgdorferi-Spezies bekannt. Wie für das FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus) ist auch für Lyme-Borrelien der wichtigste Überträger in Europa die Zeckenart Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock). Es gibt zahlreiche andere Überträger (Insekten, Tiere).

Innerhalb der Zecke befinden sich die Borrelien im Darm. Hat die Zecke einen neuen Wirt gefunden, beginnt sie mit dem Blutsaugen. Die Borrelien wandern daraufhin in die Speicheldrüse der Zecke und werden bei einem Stich über den Speichel ins Blut des Wirtes abgegeben.

Neueste Erkenntnisse zeigen, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch durchaus möglich ist (wie bei Syphilis auch).

Borreliose

Lyme Borreliose –
mögliche Anzeichen

Nicht jeder Mensch entwickelt nach einem Zeckenstich mit Übertragung von Borrelien das für die Borreliose typische Krankheitsbild. Auch deshalb lässt sich eine Borreliose-Infektion nicht immer sofort als solche identifizieren.

Bei einer Befragung von Borreliose-Patienten wurden am häufigsten die folgenden Symptome genannt:

  • 98% Erschöpfung
  • 97% Schübe
  • 93% Konzentrationsstörungen
  • 92% Schmerzen im Kopfbereich und an der Halswirbelsäule mit Steifheit
  • 92% Rückenschmerzen
  • 91% Muskelkaterähnliche Gefühle
  • 91% Wortfindungsstörungen
  • 91% Brennen, Kribbeln an verschiedenen Körperstellen
  • 89% Frieren oder Schwitzen

Frühe Erkrankungsmanifestation: die Wanderröte

Wanderröte

Die Borreliose verläuft in Stadien. Die sogenannte Frühborreliose zeigt sich bereits wenige Tage nach dem Zeckenbiss, kann aber auch bis zu drei Monate danach auftreten. Die große Mehrzahl der von Borreliose Betroffenen entwickelt die charakteristische Wanderröte (Erythema migrans). Dabei bildet sich um die Einstichzelle der Zecke eine kreisförmige, randbetonte, meist schmerzlose Hautrötung. Innerhalb von Tagen bis Wochen kann sie sich zentrifugal mit einem Durchmesser von mehr als 5 cm ausbreiten. Die Mitte der geröteten Stelle blasst ab.

Unspezifische Symptome des Frühstadiums wie

  • Kopfschmerzen,
  • Fieber,
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie
  • Muskel- oder Gelenkschmerzen

können die Wanderröte begleiten (der Mensch denkt, die Grippe hätte ihn erwischt).

Das Spätstadium oder wenn sich die Borrelien
weiter im Körper ausbreiten …

Neuroborreliose

Diese m. E. seltene Manifestation der (Nerven)Borreliose kann Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich auftreten. Die Symptomatik entsteht durch die Hirnhaut- und Nervenwurzelentzündung und betrifft einzelne Nerven oder das ganze Nervensystem: Kribbeln, Stecken, Brennen, Lähmungen, Schmerzen und sogar neurologischen Ausfällen.

Ein Beispiel von Rückenschmerzen: diese haben ihren Ursprung in den Nerven des Rückenmarks (schmerzhafte Meningoradikulitis, BANNWARTH-Syndrom, Bandscheibenschmerzen, Ischias-Schmerzen). Extreme Schmerzen treten vor allem nachts auf und werden als fluktuierend, bohrend und brennend beschrieben - sie reagieren nicht auf die üblichen Schmerzmittel.

Rückenschmerzen

Weitere mögliche Symptome und Zeichen
im Spätstadium der Borreliose sind z. B.

  • Kopf: Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Kopfnebel („Brain-fog“), Schwindel, Tinnitus, Wortfindungsstörungen, Schlaganfall…. Die chronische Neuroborreliose hat ein mannigfaltiges Symptombild und umfasst u.a. Sensibilitätsstörungen, spastische Lähmungserscheinungen an den Extremitäten, Blasenfehlfunktionen sowie Hirnnervenausfälle. Psychische Störungen sind ebenso möglich.
  • Nerven: Brennen, Kribbeln, wandernd und in verschiedene Körperteile
  • Gefäße: Frieren, Schwitzen, weiße Finger, Blutdruckerhöhungen…
  • Bewegungsapparat (Gelenke, Muskeln, Sehnen): „orthopädische“ Rückenschmerzen, einseitige Kniegelenkschmerzen, Ischias. Typische ist auch die Lyme-Arthritis. Sie geht mit rezidivierenden oder langanhaltenden Schwellungen eines oder mehrerer großer Gelenke einher - meist ist das Kniegelenk (oft deutlich geschwollen aber nicht immer schmerzhaft) betroffen. Es kommen Schmerzen der Sehnen und Muskeln hinzu, sogar spontane Sehnen- und Muskelrisse.
  • Schmerzen allgemein, oft auf einer ganzen Körperseite (für mich sehr typisch für eine Borreliose). Sie reagieren oft nicht auf übliche Schmerzmittel (auch sehr typisch für mich).
  • Augen: anfallsartige Sehstörungen
  • Herz: Herzrasen, Herzrhythmusstörungen (durch eine Herzbeutel- und Herzmuskelentzündung)
  • Psyche: Ängste, Panik, Depressionen (alles anfallsartig, wie aus dem Nichts)
  • Haut: blaurote Verfärbungen, die kommen und gehen, am Ohrläppchen, Brustwarzen, Hodensack, Achselhöhle. Typisch ist auch die Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA): die Haut an Füßen und Händen wird bläulich und sehr dünn (wie Zigarettenpapier). Es finden sich blaurote, teigig geschwollene Läsionen vor allem an den Streckseiten der Extremitäten. Die Haut wird dünner und die Gefäße treten unter der Haut hervor.

Achtung:

Die Borreliose kann in Schüben auftreten!

Die Borreliose manifestiert sich oft auf einer Körperseite!
(Gerade die Seite ist betroffen, wo der damalige Stich war!)

Das Spätstadium hat meist einen chronischen Verlauf und tritt in wiederholten Schüben auf.
Bleibt die Borreliose unbehandelt, kann sie im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Privatpraxis Dr. med. Adrian Stoenescu